Einfach besser!

Eigentlich sollte es schon Bestandteil des let­zten Beitrags sein – der Beginn ein­er Rubrik, die sich einem wesentlichen Aspekt nach­halti­gen Lebens wid­met – dem Verzicht auf Kom­plex­ität. Unsere wach­s­tums­getriebene Gesellschaft hat ins­beson­dere in den Jahrzehn­ten nach dem zweit­en Weltkrieg unzäh­lige Inno­va­tio­nen her­vorge­bracht, von denen einige heute untent­behrlich und andere längst über­lebt, eigentlich unnötig oder zumin­d­est reich­lich unnütz sind. ›Ein­fach bess­er‹ wid­met sich zukün­ftig in los­er Folge dem Verzicht auf Dinge, die man so eigentlich nicht braucht.

Einfach ist oft besser.

Zur aktuellen Jahreszeit gesellt sich in vie­len Haushal­ten mit Grü­nan­schluss ein Laub­sauger zu Besen und Rechen. In anderen ste­ht zu Wei­h­nacht­en vielle­icht auch ein elek­trisch­er Alless­chnei­der, hierzu­lande bess­er bekan­nt als ›Brotschnei­de­mas­chine‹ auf dem Wun­schzetteln und wer nicht längst einen mod­er­nen Espres­soau­to­mat­en mit Schaum­funk­tion hat, der freut sich zumin­d­est über einen elek­trischen Milchauf­schäumer.

Allen drei Beispie­len ist eines gemein­sam – dass sie eigentlich vol­lkom­men über­flüs­sig, zumin­d­est aber übertech­nisiert sind. Wer Haushalt­skasse und Umwelt scho­nen will, set­zt aus gutem Grund auf weniger kom­plexe Pro­duk­te. Diese gibt es ent­ge­gen landläu­figer Mei­n­ung nicht nur bei einem bekan­nten Fühlgut-Versender für wohlbe­tuchte Stu­di­en­räte, son­dern auch im gut sortierten regionalen Einzel­han­del.

1. Einfache Produkte haben einen kleineren ›Fußabdruck‹

Der ökol­o­gis­che Fußab­druck ist ein soge­nan­nter ›Nach­haltigkeitsindika­tor‹. Er kennze­ich­net, wie viel Ressourcen, wir für unser Leben brauchen1. Alles, was wir besitzen und kon­sum­ieren, trägt dazu bei. Kaufen wir Pro­duk­te, die mit weniger Aufwand herzustellen sind, wenig Energie ver­brauchen und länger hal­ten, ist das ein ein­fach­er Weg, sich umwelt­fre­undlich­er zu ver­hal­ten.

2. Weniger komplexe Produkte halten länger

Jed­er Tech­niker weiß – je mehr Teile ein tech­nis­ches Sys­tem hat, um so größer ist seine Anfäl­ligkeit für Defek­te. Weniger kom­plexe Pro­duk­te wie z.B. ein manueller Alless­chnei­der haben keine kom­plizierten Kinder­schütze, defek­tan­fäl­lige Elek­tron­ik, hitzege­plagte Trans­for­ma­toren oder bruchge­fährde­ten Net­zk­a­bel. Diese Pro­duk­te sind daher entwed­er preiswert­er oder halt­bar­er – oft sog­ar bei­des. Und wem das noch zu viel Tech­nik ist – der nutzt das altehrwürdi­ge Brotmess­er.

3. Unkomplizierte Dinge lassen sich leichter reparieren.

Unser Beispiel­gerät, der Alless­chnei­der, beste­ht aus einem Gehäuse, ein­er Kurbel, eini­gen kleinen Zah­n­rädern und einem run­den Mess­er. Das hält prak­tisch ein Leben lang und funk­tion­iert ohne Strom. Wenn etwas klemmt, schraubt man es auseinan­der holt die Krümel her­aus, fet­tet die Zah­n­räder und schraubt es wieder zusam­men. Alle paar Jahre bringt man das Mess­er zum Schleifen. Viele mod­erne elek­trische Geräte hal­ten hinge­gen – Stich­wort: geplante Obsoleszenz2 – heute nicht viel länger als die verpflich­t­en­den zwei Jahre EU-Gewährleis­tung. Danach Ersatzteile zu find­en oder eine Reparatur zu ver­an­lassen ist ein wirtschaftlich­er Totalschaden.

Bezieht man Kauf­preis, Nutzungszeitraum, Energie- und Ressourcenver­brauch in die soge­nan­nten ›Total Cost of Owen­er­ship‹ (TCO3) mit ein, dann rech­nen sich solide, lan­glebige und reparier­bare Dinge fast immer – und scho­nen die Umwelt.

Zum Abschluss daher zwei Sprüche meines Groß­vaters:

Wer bil­lig kauft, kauft zweimal

Kauf Dir was Gescheites!


Hörbeitrag in der Lotte Mediathek

Weitere Quellen

  1. Wikipedia zum ›ökol­o­gis­chen Fußab­druck‹
  2. Wikipedia zu ›geplanter Obsoleszenz‹
  3. Wikipedia zu ›Total Cost of Own­er­ship‹