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Wie nachhaltig sind vegetarische und vegane Ersatzprodukte?

Veg­anes Hack, Soja-Geschnet­zeltes, Lax, Visch, Ei-frei-Salat und aller­lei Pflanzen­milch – die Anzahl der veg­e­tarischen und veg­a­nen Pro­duk­te, die ein Leben ohne Fleisch oder gar ganz ohne tierische Bestandteile ermöglichen sollen wächst nahezutäglich und ist längst auch in den großen Super­märk­ten angekom­men. Par­al­lel dazu wer­fen Kritiker*innen veg­e­tarisch­er und veg­an­er Ernährung immer wieder die Frage auf, ob diese Ersatzpro­duk­te auch wirk­lich nach­haltiger sind als ihre Orig­i­nale auf tierisch­er Basis.

Um es vor­weg zu nehmen – hochen­twick­elte tierische Organ­is­men sind keine effizien­ten Food-Prozes­soren. Nahrungssuche, ‑auf­nahme und ‑ver­dau­ung sowie Wach­s­tum und Zell­stof­fwech­sel ver­brauchen sehr viel Energie und sind ger­ade Pflanzen­fressern keine effizien­zop­ti­mierten biol­o­gis­chen Sys­teme. Schließlich gab es in den meis­ten Kli­ma­zo­nen vor dem Auf­stieg des Men­schen Nahrung fast über das ganze Jahr im Über­fluss.

Zusam­men mit dem Aspekt, dass wir ohne­hin in den west­lichen Indus­triege­sellschaften viel zu viel tierische Pro­duk­te zu uns nehmen ergibt sich eine hohe Inef­fizienz in der Nahrungsmit­tel­pro­duk­tion bei zugle­ich steigen­der Welt­bevölkerung, Verk­nap­pung der Anbau­flächen und zunehmenden kli­mawan­delbe­d­ingten Extremwet­ter­ereignis­sen. Die Notwendigkeit eines höheren Anteils an pflan­zlichen Pro­duk­ten in unser­er Ernährung ist also nicht nur ökol­o­gisch sin­nvoll, son­dern auch resourcenökonomisch indiziert.1

Ein gutes Beispiel ist Pflanzen­milch. Bis auf Man­delmilch, die wegen ihres hohen Wasserver­brauchs ger­ade im trock­e­nen Kali­fornien in der Kri­tik ste­ht, ist Pflanzen­milch um ein vielfach­es nach­haltiger als Kuh­milch. Beson­ders Hafer­milch hat zudem einen klaren Heimvorteil.2 Für Men­schen, die viel Pflanzen­milch kon­sum­ieren, kann es auch sin­nvoll sein, Pflanzen­milch selb­st herzustellen.

Aber auch bei Fleis­ch­er­satz ergibt sich ein großer Effizien­zvorteil – laut Umwelt­bun­de­samt reduzieren sich die Treib­haus­gase um den Fak­tor 10 und auch Flächen- und Wasserver­brauch um ein Vielfach­es.3 Schädlich ist aber nicht nur der ökol­o­gis­che Fußab­druck von Fleis­ch­pro­duk­ten, es gilt auch die gesund­heitlichen Fol­gen zu berück­sichti­gen, eben­so wie das Prob­lem von Medika­menten­spuren in Fleisch, dem Ein­trag Antibi­oti­ka und anderen Phar­mazeu­ti­ka ins Grund­wass­er und natür­lich – last but not least – das Tier­wohl.

Aber das Soja und der Regenwald…

Soja in Nahrungsmit­teln stellt in der Regel kein ökol­o­gis­ches Prob­lem dar, auch wenn das Gegner*innen veg­e­tarisch­er und veg­an­er Ernährung oft kol­portieren. Der Soja für Nahrungsmit­tel stammt hierzu­lande meis­tens aus europäis­chen Anbau und weltweit wird nur ein ver­schwindend geringer Anteil an Soja direkt zu Lebens­mit­teln ver­ar­beit­et – der größte Anteil an Soja dient als Fut­ter­mit­tel und Ölsaat. Es ist also genau umgekehrt – wer den Regen­wald ret­ten möchte, muss auf Fleisch verzicht­en, denn ohne den Raub­bau am Regen­wald kön­nten weltweit gar nicht so viel Tiere als Fleis­chliefer­an­ten gehal­ten wer­den.

…und die vielen chemischen Zusatzstoffe!

Ohne Emul­ga­toren, Verdick­ungsmit­tel und Sta­bil­isatoren kom­men viele mod­erne Lebens­mit­tel nicht aus. Logis­cher­weise entste­hen die meis­ten in Ersatzpro­duk­ten ver­wen­de­ten Zusatzstoffe auf pflan­zlich­er, teils aber auch auf chemis­ch­er Basis. Ein gesund­heitlich­er Nachteil ist daraus aber pauschal nicht abzuleit­en. Schließlich wer­den durch eine tier­pro­duk­t­freie Ernäherung zahlre­iche gesund­heitss­chädliche Neben­ef­fek­te der Massen­tier­hal­tung ver­mieden.

Wer jedoch auf hochver­ar­beit­ete Ersatzpro­duk­te verzichtet, ernährt sich natür­lich am gesün­desten.

Fazit

Ohne Zweifel ist eine weitest­ge­hend pflan­zliche Ernährung nicht nur ökol­o­gisch sin­nvoll, son­dern auch gesund. Ersatzpro­duk­te kön­nen dabei helfen, den Über­gang zu erle­ichtern und Lebens- und Ess­ge­wohn­heit­en weniger radikal umzustellen. Im Gegen­satz zur direk­ten Ernährung aus pflan­zlichen Nahrungsmit­teln han­delt es sich aber bei Ersatzpro­duk­ten für tierische Pro­duk­te um hochver­ar­beit­ete Lebens­mit­tel mit teils voll­ständig anderen Zusam­men­stel­lun­gen der Inhaltsstoffe. Veg­an­er Fleisch- und Fis­ch­er­satz ist z.B. teils sehr eiweißarm und kohlen­hy­dra­tre­ich. Daher ist es wichtig, auf seine Energiebe­darfe und die Zusam­men­stel­lung der Nahrungsmit­tel zu acht­en.


Quellen

  1. Wirkungs­grad und Bedarf an tierisch­er Nahrung (PDF aus Ökol­o­gisch wirtschaften)
  2. Albert-Schweitzer-Stiftung ver­gle­icht Milch und pflan­zliche Alter­na­tiv­en
  3. Umwelt­bun­de­samt zu Fleis­ch­er­satz auf Pflanzen­ba­sis