Herbst im Garten

Wer einen eige­nen Garten hat oder auch nur im Vor­garten oder Hof (mit Segen des Ver­mi­eters) ein wenig Grünpflege betreibt, dem bieten sich im Herb­st zahlre­iche Möglichkeit­en, nach­haltig zu wirken – denn: jed­er Garten ist natür­lich auch Biotop. Noch vor weni­gen Jahrzehn­ten waren deutsche Schre­bergärten oft per­fek­tion­ierte Monokul­turen und als Leben­sraum für Planzen und Tiere entsprechend schwieriges Ter­rain. Durch den immer stärk­er regle­men­tierten Ein­satz von Pflanzen­schutzmit­teln, die größere Bedeu­tung von Umweltschutz und die Rückbesin­nung auf alter­probte Anbautech­niken hat sich das erfreulicher­weise stark geän­dert.

Der Garten als Winterquartier

Der heimis­che Garten bietet zahlre­ichen Tieren einen her­vor­ra­gen­den Unter­schlupf für den Win­ter. Wenn wir im herb­stlichen Aufräum­fieber den Garten aber wieder zum Brach­land machen, tun wir sowohl dem Garten als auch dessen Win­tergästen keinen Gefall­en.

Benjeshecken1

Mit ein­er Totholz- oder auch Ben­jeshecke lässt sich der Gehölzschnitt des Jahres sin­nvoll weit­er­ver­wen­den. Ide­al­er­weise am Rand des Gartens, aber auch unter dicht­en Blät­ter­däch­ern, unter denen son­st nicht viel wächst, stapelt man die alten Zweige und Äste zu länglichen, heck­en­för­mi­gen Haufen übere­inan­der und schafft so ein neues Biotop, in dem sich Klein­säuger, Insek­ten und einige Voge­larten wohl fühlen. Um etwas mehr Höhe zu entwick­eln und die Form zu hal­ten, kann man auch ein paar Holzpflöcke als Hil­fe ein­schla­gen.

Stauden stehen lassen

Viele Stau­den, z.B. Herb­stastern oder Mar­gariten, muss man nicht zwin­gend vor dem Win­ter zurückschnei­den. Lässt man sie ste­hen und bindet sie statt dessen zusam­men, entste­ht ein kleines Biotop und die Säm­chen zugle­ich eine weit­ere Nahrungsquelle für den Win­ter. Gut durchge­froren ver­rot­ten sie im näch­sten Som­mer auf dem Kom­posthaufen um so schneller.

Laub sinnvoll nutzen

›Schutz der Erde‹ statt Umgraben

Nicht jed­er Boden muss im Herb­st umge­graben wer­den. Nur schwere, lehmige Böden brauchen den Frost in der Scholle, um im näch­sten Früh­jahr wieder gut bepflanzt wer­den zu kön­nen. Ger­ade lange kul­tivierte Böden mit hohem Humu­san­teil beherber­gen so viele Bode­nauf­bere­it­er wie z.B. Regen­würmer, dass das tiefe Umgraben schädlich sein kann. Wo z.B. vorher Kartof­feln oder Möhren standen reicht es, die Böden im Herb­st mit ein­er gle­ich­mäßi­gen, nicht zu dicht­en Laub­schicht abzudeck­en. Das schützt den Boden vor dem Aus­trock­nen, aber auch vor extremen Käl­ten und hält das Ökosys­tem intakt. Über­win­ternde, boden­na­he Pflanzen und den Rasen sollte man nicht mit Laub abdeck­en, da diese son­st faulen kön­nten. Wenn im Früh­jahr für die Bode­nauf­bere­itung zu viel Laub übrig ist, kann das immer noch auf den Kom­post.

Laub ruhig auch liegen lassen

Auch unter Heck­en und Büschen muss nicht jedes Blättchen wegge­fegt oder gesaugt wer­den – im Gegen­teil. Indem man im Herb­st dort das Laub zu kleinen Häufchen zusam­men­fegt, schafft man weit­eren Leben­sraum vor allem für Insek­ten, deren Man­gel durch die inten­sivierte Land­wirtschaft inzwis­chen auch zur Nahrungsknap­pheit für Vögel führt.

Einfach besser: Motor aus!

Tech­nik übt eine große Fasz­i­na­tion auf Gartenbe­sitzer aus. Obwohl erfahrene Gärt­ner wis­sen, dass viel wichtige Arbeit sich von Hand am ein­fach­sten erledi­gen lässt, unter­liegen auch sie der Ver­suchung. Das näch­ste mech­a­nis­che Gad­get lauert schon beim kom­menden Bau­mark­tbe­such oder Online-Einkauf.

Eine der wichtig­sten Möglichkeit­en, nach­haltiger zu leben ist der Verzicht auf Dinge, die man nicht wirk­lich braucht. Ganz oben auf der Liste ste­hen bei mir Laub­sauger bzw. Laub­bläs­er2, die oft auch noch mit einem preiswerten chi­ne­sis­chen Zweitak­t­mo­tor aus­ges­tat­tet sind. Deren Ver­wen­dung ist gle­ich aus mehreren Grün­den prob­lema­tisch:

  1. Kleinin­sek­ten, die im Laub leben, wie Käfer, Spin­nen, Tausend­füßer, Asseln, aber auch Frösche oder Eidech­sen haben den extremen Luft­geschwindigkeit­en von teils mehreren hun­dert km/h nichts ent­ge­gen zu set­zen und wer­den durch sie ver­let­zt oder zer­stück­elt.
    Ein guter Laubbe­sen und ein Rechen für die Wiese sowie ein bre­it­er, har­ter Besen für den feste Ober­flächen sind min­destens genau­so effek­tiv – weil viel bess­er dossier­bar –, deut­lich preiswert­er und hal­ten bei guter Qual­ität ein Leben lang.
  2. Prak­tisch in allen Ben­zingeräten kom­men Zweitak­ter zum Ein­satz, die durch ihre stink­enden Abgase als Fahrzeu­gantriebe schon vor Jahrzehn­ten aus der Mode gekom­men sind. Für Gartengeräten gibt es aber prak­tisch kaum Reg­u­lar­ien und, so dass diese ohne jegliche Abluftreini­gung laufen. Das ist nicht nur für die Nasen der Nach­barn, son­dern auch für die eigene Gesund­heit nicht beson­ders zuträglich.
  3. Apro­pos Nach­barn: auch der Lärm dieser Gerätschaften ist bere­its für den Benutzer nicht ohne und dürfte schon Grund zahlre­ich­er – ver­mei­d­bar­er – Nach­barschaft­skon­flik­te gewe­sen sein.

Hörbeitrag in der Lotte-Mediathek

Weitere Quellen

  1. Wikipedia: Ben­jeshecke
  2. NABU: Wohin mit dem Laub?