Der Trend – Feind der Nachhaltigkeit?

Gle­ich auf ihrem Debu­tal­bum rech­nen ›Wir sind Helden‹ im Titel ›Helden­zeit‹ mit den Absur­ditäten der Leis­tungs- und Kon­sumge­sellschaft ab. »Immer in die Traufe laufen — weit­er kaufen« schre­it Judith Holofernes darin unter anderem wütend ins Mikro­fon. Die Frage ist nur – warum kon­sum­ieren wir so oft ohne Sinn und Ver­stand? Eine der wesentlichen Strate­gien für Kon­sumwach­s­tum ist ›der Trend‹. Es wird Zeit für mehr Unab­hängigkeit, sagt Daniel Schmidt.

Das Problem mit dem Trend

Pro­duk­te, die lange hal­ten, sind die größte Angst der Kon­sumgü­terindus­trie. Im Sinne des ökonomis­chen Prinzips des kon­tinuier­lichen Wach­s­tums und im Angsicht der Ten­denz stetig sink­ender Preise müssen Pro­duk­te, die nicht physisch ver­schleißen, zumin­d­est moralisch ver­schleißen, um für neuen Kon­sum zu sor­gen. Dazu zählen beson­ders

  • Klei­dung
  • Autos, Motor­räder und Fahrräder
  • Freizeitvergnü­gen und Sport­geräte
  • Dinge des täglichen Bedarfs (z.B. Geschirr)
  • Möbel und andere Ein­rich­tung sowie Deko­ra­tion

Dem ste­ht aus Nach­haltigkeitssicht ent­ge­gen, dass Pro­duk­te möglichst lange genutzt wer­den müssen, um möglichst wenig Ressourcen (in Form von Rohstof­fen, Her­stel­lungsaufwand, Trans­port, Ver­triebs- und Ser­vices­truk­turen) zu ver­brauchen

Die Lösung: eigene Alternativen entwickeln

Die beste Option gegen die Abhängigkeit von Trends ist ein eigen­er Stil. Diesen zu entwick­eln und nicht ›dem let­zten Schrei‹ hin­ter­her zu ren­nen schont das Bud­get und ver­längert die Leben­szyklen von Pro­duk­ten ide­al­er­weise bis zu deren physis­chem Ver­schleiß.

Was man selb­st nicht mehr mag, kön­nten andere lieben – auf dem Flohmarkt wird man Waren los, die man selb­st nicht mehr braucht und kann selb­st auch anderen Pro­duk­ten ein Weit­er­leben ermöglichen. In der nach­halti­gen Com­mu­ni­ty gibt es aber auch Events wie Klei­der­tausch-Par­tys, auf denen man mit Freude dem frühzeit­i­gen Pro­duk­t­tod ent­ge­gen­wirken kann.

Auch Upcy­cling und Re-Use, d.h. dass ent­fremdete Weit­er­ver­wen­den von Pro­duk­ten sind Strate­gien, um Pro­duk­te möglichst lange zu nutzen. So wird aus alten Kon­ser­vengläsern ein Vor­rat­sre­gal oder aus ein­er nicht mehr trag­baren Erwach­se­nen-Hose noch das Mate­r­i­al für eine Kinder­jeans gewon­nen.

Erst wenn alle Nutzung­sop­tio­nen aus­geschöpft sind oder eine Reper­atur nicht mehr sin­nvoll ist, sollte Recy­cling als let­zte Sta­tion in der Pro­duk­tlebens­kette ste­hen. Dafür ist es hil­fre­ich, wenn man schon beim Kauf auf eine möglichst gute Recycel­barkeit von Pro­duk­ten achtet.

Hörbeitrag in der Lotte-Mediathek